farbanomalien der haare

Farbanomalien der Haare – meist kein Grund zur Sorge

Farbanomalien der Haare zählen zu den vielfältigen Haaranomalien oder Haarveränderungen, die Menschen erfahren können. Diese Phänomene können sowohl genetisch bedingt sein als auch im Laufe des Lebens auftreten. Die Kernfrage, die viele Betroffene beschäftigt, ist, was genau diese Veränderungen auslöst und welche Bedeutung sie für die Gesundheit haben. Darüber hinaus ist es wichtig zu wissen, ob und welche Behandlungsoptionen zur Verfügung stehen, um diesen Veränderungen entgegenzuwirken oder sie zu akzeptieren.

Was sind Farbanomalien der Haare?

Farbanomalien der Haare manifestieren sich als Abweichungen von der genetisch bestimmten, einheitlichen Haarfarbe eines Menschen. Diese Anomalien können durch eine Vielzahl von Faktoren verursacht werden, sind jedoch oft genetisch vorprogrammiert oder treten im Laufe des Lebens aufgrund natürlicher Alterungsprozesse auf.

Die Struktur des menschlichen Haares ist komplex und besteht aus mehreren Komponenten:

  • Der Haarschaft, der sichtbare Teil des Haares, der aus der Haut herausragt.
  • Die Haarwurzel, die tief in der Haut verankert ist und das Haar hält.
  • Die Haarzwiebel oder Haarmatrix, eine knollenartige Verdickung an der Basis der Haarwurzel, die für das Haarwachstum verantwortlich ist.

Jedes Haar ist aus drei Schichten aufgebaut:

  1. Das Haarmark im Inneren, bestehend aus schwammartigen Zellen.
  2. Um das Mark herum, die Kortex oder Rinde, die aus verhornten Faserzellen besteht und den Hauptbestandteil des Haares bildet.
  3. Die äußere Schicht, die Kutikula, dient als Schutz und ist so dünn, dass das Pigment des Haares, welches für die Farbe verantwortlich ist, durchsichtig erscheint.

Mit zunehmendem Alter durchläuft das Haar einen natürlichen Alterungsprozess, der bei den meisten Menschen zum Ergrauen führt, bekannt als Canities. Dieser Prozess beginnt, wenn die Melanozyten in der Haarmatrix, die das Haarpigment produzieren, weniger Melanin bilden und schließlich absterben. Das Enzym Tyrosinase spielt eine Schlüsselrolle bei der Produktion von Eumelanin (dunkles Haarpigment) und Phaeomelanin (helles Haarpigment) aus Tyrosin bzw. Cystein. Mit der Zeit führt der Rückgang der Melaninproduktion dazu, dass Luftbläschen sich in den Haaren einlagern, was sie grau oder weiß erscheinen lässt. Dieser Vorgang beginnt oft an den Schläfen oder am Bart und kann sich auf Kopfhaar, Augenbrauen, Wimpern und Körperhaar ausdehnen.

Chemische Zusammensetzung von Melanin

Ursachen der Farbveränderungen

Die Ursachen der Farbveränderungen bei Haaren sind vielschichtig und können auf eine Kombination aus genetischen Faktoren, natürlichen Alterungsprozessen und äußeren Einflüssen zurückgeführt werden. Zentral für die Farbgebung unserer Haare ist die Produktion von Melanin, einem Pigment, das für die Farbtiefe verantwortlich ist. Mit zunehmendem Alter nimmt die Melaninproduktion ab, was schließlich zum Ergrauen der Haare führt. Dieser Prozess, allgemein bekannt als Canities, beginnt zu einem Zeitpunkt, der in unseren Genen festgelegt ist. Bei manchen Menschen zeigt sich das vorzeitige Ergrauen (Canities praecox) bereits vor dem 20. Lebensjahr, während andere weit über 50 hinaus ihre natürliche Haarfarbe behalten.

Neben dem natürlichen Alterungsprozess gibt es äußere Faktoren, die das Ergrauen beschleunigen können:

  • Krankheiten: Zustände wie Schilddrüsenprobleme, schwere Infektionen oder sogar Krebs können Einfluss auf die Haarfarbe haben.
  • Nährstoffmangel: Ein Mangel an essenziellen Vitaminen und Mineralstoffen kann sich negativ auf die Haarfarbe auswirken.
  • Medikamente: Bestimmte Medikamente, wie z.B. Hydroxychloroquin, können Veränderungen in der Haarpigmentierung verursachen.
  • Chemische Einflüsse: Die Exposition gegenüber bestimmten Chemikalien kann ebenfalls zum Ergrauen beitragen.
  • Lebensstilfaktoren: Rauchen und eine ungesunde Ernährung sind bekannte Beschleuniger des Ergrauungsprozesses.
  • Übersäuerung: Eine falsche Ernährung kann zu einer Übersäuerung des Körpers führen, die ebenfalls das Ergrauen fördern kann.

Trotz verbreiteter Mythen gibt es keine wissenschaftlichen Belege dafür, dass emotionale Traumata wie Kummer, Sorgen oder Schockzustände direkt zu grauen Haaren führen. Häufig wird der Eindruck, dass Haare „über Nacht“ ergrauen, durch den kreisrunden Haarausfall hervorgerufen, bei dem sich schnell kahle Stellen bilden und die verbliebenen, bereits ergrauten Haare sichtbarer machen.

Verschiedene Arten von Farbveränderungen

Verschiedene Arten von Farbveränderungen bei Haaren gehen über das typische Ergrauen hinaus und beinhalten ein Spektrum an Farbanomalien, die oft genetische Wurzeln haben oder durch spezifische Umstände ausgelöst werden. Eine solche Anomalie ist die Poliosis, eine herdförmige Weißfärbung der Haare, die in der Regel auf eine Pigmentstörung zurückzuführen ist.

Diese besondere Art der Farbveränderung ist nicht zwangsläufig mit Krankheiten verbunden. Dennoch kann sie ein Indikator für verschiedene Erkrankungen sein, darunter:

  • Vitiligo, eine Störung, die zu pigmentfreien Hautstellen führt.
  • Neurofibromatose, eine genetische Störung, die die Haut und das Nervensystem betrifft.
  • Tuberöse Sklerose, eine Erkrankung, die zu nicht-krebsartigen Tumoren in verschiedenen Körperteilen führt.
  • Vererbbare Missbildungen, die ebenfalls zu Pigmentveränderungen führen können.

Zusätzlich können externe Faktoren wie Hautbestrahlungen, Entzündungen, physische Verletzungen oder Herpes Zoster (Gürtelrose) Poliosis auslösen.

Ein weiteres Phänomen ist die Haar-Heterochromie, die durch das Vorhandensein von Haaren unterschiedlicher Farben an verschiedenen Körperregionen, wie Kopf und Bart, gekennzeichnet ist. Diese Erscheinung kann durch verschiedene Bedingungen hervorgerufen werden und umfasst:

  • Piebaldismus, oft durch eine charakteristische weiße Stirnlocke erkennbar.
  • Wechsel von hellen und dunklen Zonen entlang des Haarschaftes, verursacht durch einen erhöhten Luftanteil im Markkanal.
  • Graue Knötchen an den Haarschäften, die zu einer Brüchigkeit der Haare führen.

Piebaldismus ist genetisch bedingt und meist gesundheitlich unbedenklich, kann aber auch mit Hautpigmentveränderungen einhergehen. Interessanterweise kann Piebaldismus auch eine Begleiterscheinung des von-Waardenburg-Syndroms sein, das mit einer Hörbehinderung verbunden ist und somit die Vielschichtigkeit und Komplexität der genetischen und umweltbedingten Faktoren bei der Entstehung von Haarfarbanomalien unterstreicht.

Drei Haarpflegeprodukte

Behandlungsmöglichkeiten der veränderten Farben

Behandlungsmöglichkeiten für veränderte Haarfarben bieten unterschiedliche Ansätze, je nachdem, ob die Veränderung ein kosmetisches Anliegen darstellt oder auf einer Grunderkrankung beruht. In der Regel sind Farbanomalien gesundheitlich unbedenklich und erfordern keine medizinische Intervention. Eine Ausnahme bilden Fälle, in denen eine herdförmige Weißfärbung der Haare oder Piebaldismus mit einer zugrundeliegenden Erkrankung zusammenhängt. In solchen Situationen ist eine spezifische Behandlung der Grunderkrankung notwendig. Es ist ratsam, einen Hautarzt aufzusuchen, wenn sich auf den Haaren weißliche Knötchen bilden, da dies auf eine behandelbare Ursache hinweisen kann.

Viele Menschen empfinden das Ergrauen der Haare als ein kosmetisches Problem, obwohl es keine medizinische Behandlung gegen das natürliche Ergrauen gibt. Eine Möglichkeit, dem vorzeitigen Ergrauen entgegenzuwirken, bietet die Anpassung der Ernährung. Eine basische Ernährung kann helfen, die Übersäuerung des Körpers zu reduzieren, die möglicherweise zum schnelleren Ergrauen beiträgt. Generell unterstützt eine nährstoffreiche Ernährung die Gesundheit der Haare, auch wenn sie das Ergrauen nicht vollständig stoppen kann.

Auf dem Markt sind Cremes und Shampoos verfügbar, die Inhaltsstoffe enthalten, welche die Repigmentierung der Haare fördern können. Diese Produkte basieren auf einer Melanin-Vorstufe, die in Verbindung mit Sauerstoff arbeitet, um die Haarfarbe zu revitalisieren. Der Erfolg solcher Behandlungen variiert und hängt stark davon ab, wie weit das Ergrauen fortgeschritten ist. Eine regelmäßige Anwendung ist notwendig, und nicht immer ist eine vollständige Wiederherstellung der ursprünglichen Haarfarbe möglich.

Für jene, die eine sofortige Lösung für graue Haare suchen, bieten Tönungen oder permanente Haarfarben eine effektive Möglichkeit zur Kaschierung. Wichtig ist hierbei, Produkte zu wählen, die eine hohe Grauabdeckung garantieren. Während Tönungen sich mit der Zeit auswaschen, wachsen permanente Farben mit dem Haar heraus. Wer sich von Farbanomalien nicht gestört fühlt, braucht jedoch keine weiteren Schritte zu unternehmen.

Fazit: Veränderungen der Haarfarbe haben verschiedene Ursachen

Veränderungen der Haarfarbe resultieren aus einer Vielzahl von Gründen. Am häufigsten ist der natürliche Alterungsprozess verantwortlich, bei dem die Melaninproduktion nachlässt und Luftblasen sich in den Haaren einlagern, was zu grauen oder weißen Strähnen führt. Bei einigen beginnt dieser Prozess bereits vor dem 20. Lebensjahr, was in der Regel gesundheitlich unbedenklich ist.

Nicht nur der Alterungsprozess, sondern auch Erkrankungen, Vitamin- und Mineralstoffmangel oder eine Übersäuerung des Körpers können das Ergrauen beschleunigen. Einige Farbanomalien haben genetische Ursachen, wie der Piebaldismus, der für das Auftreten unterschiedlich gefärbter Haare an verschiedenen Körperstellen steht.

In den meisten Fällen stellt graues Haar lediglich ein kosmetisches Anliegen dar und bedarf keiner medizinischen Behandlung, es sei denn, es liegt eine Grunderkrankung vor.