Shock Loss nach Haartransplantation: Das müssen Sie wissen
Haarausfall tritt nach fast jeder Haartransplantation auf. Der „echte“ Shock Loss nach der Haartransplantation hingegen ist die Folge einer fehlgeschlagenen Behandlung und lässt sich nur schwer wieder beheben. Worin sich die Haarausfälle unterscheiden, wie Sie reagieren sollten und welche Möglichkeiten zur Vorbeugung Sie haben, erfahren Sie hier.
Shock Loss nach Haartransplantation oder normaler Haarausfall?
Zwei bis sechs Wochen nach einer Eigenhaarverpflanzung kommt es bei fast allen Patienten zu einem Ausfall der vor kurzem transplantierten Grafts. Weil dieser plötzlich auftritt, bezeichnen manche Patienten ihn als „Shock Loss“ nach der Haartransplantation.
Der Begriff ist eigentlich irreführend, doch dazu kommen wir im weiteren Verlauf dieses Artikels. Sie müssen sich keine Sorgen machen, wenn der Haarausfall nach Ihrer Behandlung verstärkt auftritt. Die Gründe sind relativ simpel.
Bei der Entnahme der Haarfollikel trennt der Experte jedes Haar von seiner natürlichen Blutzufuhr ab. Das passiert bei allen Entnahmemethoden, also sowohl bei der FUT- als auch bei der FUE-Technik. Wie jedes Organ im Körper sind auch Haarfollikel an den Blutkreislauf angeschlossen, um Nährstoffe und Sauerstoff zu erhalten und zu wachsen.
Bei der Trennung von der Blutzufuhr ist ein weiteres Wachstum jedoch nicht mehr möglich. Die Folge: Der Haarbalg stößt das Haar ab. Der korrekte Fachbegriff für dieses Ereignis heißt übrigens „Shedding“.
Bei akutem Shedding sollten Sie entspannt bleiben. Denn Sie dürfen sich darüber freuen, dass die ausfallenden Haare nun den Weg frei machen für ganz neues Haar. Doch bis sich die ersten Haare zeigen, vergehen drei bis sechs Monate. In dieser Zeit heilen die Wunden, die Haarfollikel verwachsen mit der Kopfhaut und der Organismus legt eine neue Verbindung zum Blutkreislauf an.
„Echter“ Shock Loss nach der Haartransplantation
Shock Loss geht fast immer auf eine Fehlbehandlung durch den behandelnden Arzt zurück. Zwar lässt sich ein Teil der Haare noch retten, doch bei einem schweren Verlauf gehen die meisten Haarfollikel unwiderruflich verloren. Für Shock Loss nach der Haarverpflanzung gibt es folgende Ursachen:
- Betäubung: der Arzt unterspritzt die Haut mit zu viel Kochsalzlösung, die in lokalen Betäubungsmitteln enthalten ist
- Im Spenderbereich: der Spezialist entnimmt zu viele Grafts mit der FUE-Methode (die Grenze liegt teilweise schon bei 2.000 Grafts) ➔ der Arzt schädigt aufgrund mangelnder Erfahrung eine größere Fläche der Haut mit der FUE-Methode ➔ durch unsaubere Schnittführung oder ein stumpfes Skalpell wird bei der FUT-Methode die Haut geschädigt
- Im Empfängerbereich: die Grafts werden zu dicht beieinander verpflanzt („Dense Packing“) ➔ die Grafts werden zu dicht an den vorhandenen Haaren transplantiert
- Allgemein: schlecht programmierte, veraltete oder defekte Mikromotoren und Roboter führen die Transplantation nicht fachgerecht aus ➔ der Arzt arbeitet nicht nach hygienischen Mindeststandards ➔ schwere Sonnenbrände an Spender- und Empfängerbereich ➔ starke Verschmutzungen der frischen Wunden
Bei allen Ursachen kann es zu einem Trauma der Haarorgane kommen. Dabei handelt es sich um eine Gewebe- und Haarwurzelschädigung. Oft unterbricht oder reduziert das Trauma die Blutversorgung und führt anschließend zu lokalen Entzündungen. Dadurch sind auch umliegende Hautareale vom Trauma betroffen. So führen auch kleine unsachgemäße Verletzungen zu einem großflächigen Haarausfall.
Wann beginnt der Haarausfall?
Schon kurz nach der Behandlung oder Verdichtung kann Shock Loss auftreten. Doch es kann auch einige Tage oder Wochen dauern.
Je schwerer das Trauma und die Entzündung, desto schwerwiegender der Haarausfall.
Es ist durchaus möglich, dass sich die betroffenen Hautstellen nie wieder regenerieren.
Durch Vernarbungen ist auch das Implantieren neuer Grafts schwierig.
Doch nicht jede Verletzung führt zu starken Entzündungen und Shock Loss nach der Haarverpflanzung. Es kommt auch auf die Regenerationsfähigkeit des Patienten an. Rauchen, Alkohol, Stress und ungesunde Ernährung vermindern sie. Vor allem Rauchen hat einen negativen Einfluss auf die Bildung neuer Blutgefäße.
Wie Sie bei einem akuten Shock Loss vorgehen sollten
Manche Ärzte empfehlen zur Behandlung eines Shock Loss nach der Haarverpflanzung Minoxidil, ein Medikament, das Haarausfall stoppt. Doch es gibt noch keine Studien zur Wirksamkeit. Einen Versuch ist es aber wert, jedoch sollten Sie bedenken, dass der Haarausfall nach Absetzen des Medikaments wieder einsetzt. Ansonsten helfen Sofortmaßnahmen gegen Entzündungsprozesse.
Der sofortige Rauch- und Trinkstopp verspricht Besserung, insbesondere der Verzicht auf Nikotin kann auch innerhalb weniger Stunden schon positiv wirken. Fasten wirkt stark entzündungshemmend. Wer gern isst, hat es vielleicht schwer, sich darauf einzulassen. Doch vielleicht ersparen Sie sich mit einem zweitägigen Essensverzicht hohe Folgekosten und viel Ärger.
Kälte, zum Beispiel in Form kalter Waschlappen und Coolpacks, ist ein weiteres Mittel, das sich positiv auf Entzündungen auswirkt. Doch Vorsicht: Kühlen Sie die Haut immer nur kurz, sonst kann es zu erneuten Traumatisierungen des Gewebes kommen.
Vorbeugung durch richtiges Verhalten
Das wichtigste Mittel, um einen schweren Shock Loss zu vermeiden, ist die sorgfältige Auswahl eines professionellen und erfahrenen Haarspezialisten. Lassen Sie sich nicht auf ungewöhnlich billige Eigenhaarverpflanzungen ein, denn die Ersparnis hat meist einen Haken. Prüfen Sie vor der Wahl Ihres Arztes, ob er positive Referenzen, viel Erfahrung und eine gute Ausbildung vorweisen kann.
Auch Sie selbst können etwas zur Vorbeugung eines Shock Loss nach der Haarverpflanzung unternehmen. Eine der wichtigsten Maßnahmen ist der Schutz Ihres Spender- und Empfängerbereiches vor UV-Strahlung und Verschmutzung. Nutzen Sie dazu in den ersten zwei Wochen einen locker sitzenden Hut, wenn Sie raus gehen, und halten Sie die betroffenen Hautstellen sauber.
Folgende Maßnahmen unterstützen Ihre Wundheilung:
- Schlafen Sie in der ersten Woche nach der Haarimplantation mit leicht erhöhtem Oberkörper. So halten Sie den Druck durch einschießendes Gewebewasser niedrig und vermeiden, dass die Blutzufuhr der Haarfollikel unterbricht.
- Der Gewebedruck erhöht sich auch, wenn Sie sich mit dem Kopf unter Hüfthöhe bücken oder schreien, daher sollten Sie vorerst darauf verzichten.
- Halten Sie sich an die Vorgaben zu Sport und körperlicher Arbeit: Gehen Sie es in den ersten zwei Wochen langsam an. In den ersten Tagen nach dem Eingriff ist Sport nicht empfehlenswert, da es zu Nachblutungen kommen kann.
- Verzichten Sie auf eng sitzende Kopfbedeckungen. Einerseits können Sie sich damit die Grafts aus der Haut reißen, andererseits drücken Sie auf die eh schon geschwollenen Blutgefäße, die dem Druck vielleicht nicht standhalten.
- Gehen Sie für vier Wochen weder in die Sauna noch ins Solarium.
Fazit: Shedding oder Shock Loss?
Wenn nach der Haarimplantation die Haare ausfallen, sind die Gründe fast immer harmlos. Das Shedding ist ein ganz natürlicher Prozess, der die meisten Menschen nach der Operation betrifft. Shock Loss nach der Haarverpflanzung ist meist die Schuld des behandelnden Arztes und in einigen Fällen nicht mehr heilbar.
Seien Sie klug und beugen Sie Shock Loss deshalb vor. Das gelingt am besten, indem Sie einen Spezialisten auswählen, der sich durch Kompetenz und Erfahrung auszeichnet. Außerdem sollten Sie schädliche Verhaltensweisen, wie Rauchen, Alkohol trinken, Stress und ungesunde Ernährung vor der Behandlung vermeiden oder wenigstens reduzieren. Empfehlenswert ist auch, den Gefäßdruck in den ersten Tagen niedrig zu halten. Verzichten Sie auf Bücken, Sport und eng sitzende Kopfbedeckungen.
Sind Sie dennoch von einem akuten Shock Loss betroffen, können Sie sich mit dem Medikament Minoxidil helfen. Sinnvoller könnten sich aber entzündungshemmende Behandlungen auswirken. Fasten und Kühlen sind gute Möglichkeiten, Entzündungen im Körper abklingen zu lassen.
Wie können Sie eigentlich Shedding von Shock Loss unterscheiden? Aufschluss gibt Ihnen das Gefühl an den behandelten Hautstellen. Kommt es hier zu einem sehr starken Pochen, einer intensiven Hitzeentwicklung und starken Nachblutungen, sollten Sie achtsam sein und gleich einen Arzt aufsuchen.